Eine Produktion der Eikon Nord im Auftrag von Sat.1 und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Noch als Schüler wurde Christian Weißgerber zum Neonazi. Aufgewachsen bei einem alleinerziehenden, gewalttätigen Vater, war Nazi zu werden für ihn spannend: „Mich haben Monster einfach fasziniert. Und wenn ich selber als Monster wahrgenommen werde, dann habe ich meine Ruhe, weil sich die Leute vor mir fürchten. Das heißt, Teil von einer Gruppe zu sein, die die ganze Zeit von anderen Leuten angefeindet wird, weil sie selber auch die ganze Gesellschaft anfeinden, kann ein starkes Gefühl sein.“ Weißgerber wurde einer der führenden Köpfe der Szene. Fünf Jahre lang war er Neonazi. Nicht weil er abgerutscht wäre, sondern weil er sich dafür entschieden hat. Dieser Unterschied ist ihm wichtig: „Niemand, der Nazi wird, ist Opfer, sondern die Leute wählen das. Die haben ja auch alle anderen Möglichkeiten. Dieses Abrutsch-Bild, das tut so, als ob das ein Unfall ohne Selbstverschulden ist, das halte ich für hochgradig problematisch.“
Mit 21 Jahren und „nach einem längeren Prozess des Umdenkens und anders Fühlens“, stieg er aus der Szene aus. „Ich bin kein Nazi mehr, weil ich heute im höchsten Maße falsch finde, was ich damals gemacht habe.“
Heute arbeitet Weißgerber in der Bildungsarbeitet. Ausgehend von seinen Erfahrungen, klärt er über rechte Strukturen und Radikalisierungsprozesse auf. „Alle Menschen in einer Gesellschaft sind mitverantwortlich für das, was in der Gesellschaft passiert“, so seine Überzeugung. Für ihn ein klarer Auftrag, sich für eine bessere Gesellschaft einzusetzen. Denn: „Leute werden nicht von heute auf morgen zu Nazis“
Format: Serie/Reihe
Ausstrahlung: 08.03.2020
Länge: 20 Minuten
Sender: Sat. 1
Produktion: EIKON Nord Hamburg
Produktionsjahr: 2020
Produzent: Anna Reinecke