So gesehen - Gedanken zur Zeit 2021
1700 Jahre Juden in Deutschland
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Eine Produktion der EIKON Nord im Auftrag von Sat.1 und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Wenn Besuch aus Israel kommt, dann kaufe ich jede Menge koschere Lebensmittel. Denn zum Glück gibt es die ja jetzt wieder hier in Deutschland. „Fast wie zuhause“, sagt mein Freund aus Tel Aviv. Er kommt gern mit seinen Kindern hierher. Allerdings trägt er draußen seine Kippa lieber unter einem Hut, weil das sicherer ist. Schaue ich auf den Polizeischutz vor der Jüdischen Schule und der Synagoge, verstehe ich ihn. Die antisemitischen Übergriffe nehmen ja auch wieder zu. Die Wunden der Shoah, die bleiben und die Stolpersteine überall hier erinnern daran.
Ich bin dankbar, dass jüdisches Leben in Deutschland heute trotz allem wieder aufblüht. Die Anfänge reichen schon 1700 Jahre zurück. Damals erlaubte Kaiser Konstantin den Juden im Römischen Reich in Stadträten tätig zu sein. Wie tief und untrennbar die jüdische Kultur mit der Geschichte Mitteleuropas und Deutschlands verwoben ist! Auch in vielen Redensarten steckt Jiddisches drin: Zum Beispiel, wenn wir uns „Hals- und Beinbruch“ zurufen oder wenn jemand Klartext spricht und damit „Tacheles" redet.
Das alles erfährt man, wenn man sich trifft und sich kennenlernt. Und in diesem Jubiläumsjahr bieten die Kirchen und Kommunen dafür besonders viele Gelegenheiten. Ich wünsche mir, dass das heutige jüdische Leben bekannter wird: facettenreich, individuell, mit viel Schwung und eben auch ein ganz normaler Teil unser vielfältigen Gesellschaft. Ich bin davon überzeugt: Die Gleichheit der Völker und Menschen beruht gerade auf dem Recht, verschieden zu sein.
1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, ein schöner Grund zu feiern!
- ModerationPfarrerin Johanna Friese
- KameraErik Hartung
- TonAndreas Bäurle
- ProduzentAnna Reinecke
- RedaktionMarkus Bräuer, EKD
Was uns antreibt
“Dass wir draußen drehen bei den Menschen entspricht mir sehr, so kenne ich es von meiner Radioarbeit. Jetzt im Team kreativ zu arbeiten und in Bildern zu denken, ist eine neue großartige Aufgabe.“
Pfarrerin Johanna Friese